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An dieser Stelle finden Sie aktuelle Hinweise zur Flora von Dr. Hilke Steinecke.

Smaragdstrauch (Deherainia smaragdina)

Der Smaragdstrauch ist ein holziger Verwandter der Primelgewächse. Seine Verbreitung erstreckt sich von Honduras über Guatemala, Belize und Mexico. Die Gattung Deherainia wurde nach dem im 19. Jahrhundert lebenden französischen

Botaniker Pierre Paul Deherain benannt. Sie umfasst die drei Arten D. lageniformis, D. matudae und D. smaragdina. Die grünen Blüten fallen zwischen den Blättern kaum auf. Durch den muffigen Geruch der Blüten werden die bestäubenden Fliegen angelockt. Von der grünen Farbe der Blütenblätter heben sich die blassgelben Narben und Staubblätter ab. Die fünf Staubblätter reifen vor den Narben, sodass eine Selbstbestäubung ausgeschlossen wird. Der Smaragdstrauch wächst im  Monsun-Passatwälder-Haus im Tropicarium und blüht dort etwa von Februar bis  April.
(Eingestellt am 12.2.2024)

Kanahia laniflora

Kanahia laniflora ist ein in Afrika heimischer Vertreter der Seidenblumengewächse, einer Unterfamilie der Apocynaceae. Typisch für alle Seidenblumengewächse sind Blüten mit Klemmfallen. Die sternförmigen Blüten haben fünf Klemmkörper und der Pollen wird hier nicht als Blütenstaub abgegeben, sondern in Form von Paketen (Pollinien). Unter jedem Klemmkörper befinden sich zwei Pollinien. Insekten, die die Blüten zum Nektartrinken aufsuchen, verklemmen sich mit ihren Beinen oder mit dem Rüssel in den Spalten der Klemmfallen. Wenn sie sich mit Kraft daraus befreien, ziehen sie die Pollinien mit heraus, die dann an Beinen oder Rüssel kleben und auf die Narben anderer Blüten übertragen werden können.

Kanahia laniflora wächst im Tropicarium in der Halbwüste links neben dem Eingang zur Nebelwüste.
(Eingestellt am 18.10.23)

Blauer Ingwer (Dichorisandra thyrsiflora)

Der Blaue Ingwer ist nicht mit den Ingwergewächsen verwandt, sondern mit den Dreimasterblumengewächsen (dazu auch die Tradeskantie). Die etwa 50 Arten der Gattung Dichorisandra sind immergrüne Stauden aus dem tropischen Amerika. Ihre meist blauen Blüten sind in end- oder achselständigen Blütenständen angeordnet. Auffällig sind die ungleich gestalteten Staubblätter, auf die sich der Gattungsname bezieht (von griech. di=zwei, chora=Raum, andros=Mann). Die Beerenfrüchte sind orangerot gefärbt. Dichorisandra thyrsiflora ist eine attraktive, frostempfindliche Gewächshauspflanze. Es gibt Sorten mit panaschierten Blättern. Ein ab dem Spätsommer über längere Zeit blühendes Exemplar wächst im Monsun-Passat-Haus des Tropicariums neben der Tür zum Übergang in die Trockenen Tropen.
(Eingestellt am 19.9.2023)

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Schneckenfaden

Im Tieflandsregenwald-Haus im Tropicarium fällt eine kräftige Pflanze mit rosettigen Blättern und kräftigen Blütenständen mit leuchtend blauvioletten Blüten auf. Es handelt sich um den Schneckenfaden (Cochliostema odoratissima) aus Mittelamerika und dem nördlichen Südamerika. Die Gattung Cochliostema umfasst nur zwei Arten. Ihr Name leitet sich von griech. kochlias (Schnecke) und stema (Staubblatt ab). Der Schneckenfaden ist eine Aufsitzerpflanze und siedelt in Astgabeln, auch wenn er im Tropicarium auf dem Boden kultiviert wird. Mit ihren rosettig angeordneten Blättern erinnert die Pflanze etwas an Bromelien. In den Räumen zwischen den Blättern kann sich Wasser sammeln. Die Blüten duften intensiv und sind mit einem Durchmesser von 5 cm die größten innerhalb der Familie Commelinaceae, zu denen auch die beliebte Zimmerpflanze Tradeskantie gehört. Die Blütenblätter sind lang gefranst. Drei der sechs Staubblätter sind steril. Die fruchtbaren Staubblätter sind an ihren Staubfäden miteinander verbunden. Ihre vergrößerten Staubfäden bilden eine Haube um die spiralig (schneckenartig) verdrehten Staubbeutel.
(Eingestellt am 20.4.2023)

Jamaika-Weihnachtsstern (Euphorbia punicea)

Euphorbia punicea ist auf Jamaika heimisch und mit der bekannten Zierpflanze Weihnachtsstern eng verwandt. Wie bei diesem sind die leuchtend roten Blätter (lat. puniceus=granatrot) keine Kronblätter einer Blüte, sondern Hochblätter. Sie übernehmen die Schaufunktion und umgeben einen Blütenstand mit unauffälligen, reduzierten Blüten. In diesem als Cyathium bezeichneten Blütenstand befindet sich eine weibliche Blüte, die nur aus einem Fruchtknoten und drei Griffelästen mit den Narben besteht. Sie wird von mehreren männlichen Blüten umgeben, die nur aus einem Staubblatt bestehen. Die Blüten werden von einem Kranz aus glänzend gelben Nektardrüsen umschlossen. Weihnachtssterne werden von Vögeln und verschiedenen Insekten bestäubt. Der strauchige Jamaika-Weihnachtsstern blüht im Frühling im Tropicarium im Savannen- und Trockenwälder-Haus.        

Aloe rivae

Aloe rivae ist eine von über 500 Arten der Gattung Aloe. Sie ist in Äthiopien und Kenia heimisch, wächst im Palmengarten im Halbwüstenhaus des Tropicariums. Aloen unterscheiden sich u.a. von den etwas ähnlichen Agaven dadurch, dass sie mehrfach blühen, während die Rosetten der Agaven nach der Blüte absterben. Beides sind aber sukkulente Pflanzen aus Trockengebieten, die in ihren Blättern Wasser speichern.

Die Blütenstände der meisten Aloen, so auch von Aloe rivae, sind durch überwiegend röhren- bis glockenförmige, nektarreiche Blüten in gelben bis roten Farbtönen gekennzeichnet. Dies sind typische Merkmale für Vogelbestäubung. Die wichtigsten Bestäuber sind hier Nektarvögel, die im Gegensatz zu den Kolibris in Amerika meist nicht im Schwirrflug, sondern im Sitzen den Nektar trinken. Daneben kommen aber auch andere Bestäuber vor, vor allem Bienen und Kleinsäuger, oder auch weniger spezialisierte Vögel wie Bülbüls.

Auf den Kanaren oder Madeira kann man immer mal wieder beobachten, wie Eidechsen aus den Blüten der dort oft verwilderten Aloen Nektar aufnehmen. Die Blüten der bienenbestäubten Aloen sind kürzer als bei vogelbestäubten Aloen und bei A. minima auch weiß gefärbt.
(Eingestellt am 8.3.2023)

Der Winterling (Eranthis hyemalis), Bote des Frühlings

Der Winterling, ein Hahnenfuß- gewächs, stammt aus Süd- und Südost-Europa, wo er vor allem in feuchten Wäldern wächst. In Mitteleuropa wurden erstmal im 16. Jahrhundert aus Italien mitgebrachte Winterlinge als Gartenpflanzen kultiviert. Der Winterling blüht schon sehr früh im Jahr. Selbst Schnee macht den Blüten nichts aus. Es handelt sich um einen Geophyten mit unterirdischen Knollen. Die gelben schalenförmigen Blüten treiben vor den Blättern aus. Sie werden von drei eingeschnittenen Hochblättern schützend umgeben. Die Blüten öffnen sich bei Sonnenschein und richten sich zur Sonne hin aus. Dadurch erwärmen sie sich, was für die wenigen schon aktiven Bestäuber sehr attraktiv ist. Zwischen den Blütenhüllblättern und den zahlreichen Staubblättern befinden sich tütenförmige Nektarblätter. Den Nektar aufsaugen können nur Insekten, die einen mindestens 2 mm langen Rüssel haben. Darunter sind auch die früh im Jahr erscheinenden Schmetterlinge, die überwintert haben, wie der Admiral. Die Winterlinge werden aber auch von Bienen, Hummeln und Schwebfliegen aufgesucht. Nach der Blüte und Fruchtreife zieht der Winterling etwa im Mai seine handförmig eingeschnittenen Blätter wieder ein und nichts ist mehr von ihm zu sehen.
(Eingestellt am 15.2.2023)

Die Schmetterlingsblume der Myrtenblättrigen Kreuzblume (Polygala myrtifolia)

Die Gattung Polygala ist mit rund 660 Arten fast überall auf der Welt verbreitet. Bei uns heimisch ist die kleine, zierliche Gewöhnliche Kreuzblume (Polygala vulgaris), die auf Magerrasen oder in lichten Kiefernwäldern wächst. Es gibt aber auch deutlich stattlichere Arten wie die aus der Kapregion im Süden Afrikas stammenden Myrtenblättrige Kreuzblume. Der nicht winterharte Strauch wird meist als Kübelpflanze kultiviert. Im Palmengarten steht er im 1. Stock des Historischen Eingangsschauhauses an der Siesmayerstraße. Viele Arten von der Südhalbkugel blühen bei uns bevorzugt im Winterhalbjahr. Die ersten pinkvioletten Blüten erscheinen gerade. Obwohl Kreuzblumen nicht zu den Leguminosen, sondern zur eigenen Familie der Polygalaceae gehören, sehen ihre Blüten den Schmetterlingsblumen der Fabaceae ähnlich. Von den fünf Kelchblättern sind die seitlichen groß, violett gefärbt, kronblatt- und flügelartig. Das mittlere Kronblatt ist schiffchenförmig mit fransigem Anhängsel. Das Schiffchen dient wie bei den Fabaceae als Landeplatz für Insekten, darunter auch Schmetterlinge und Hautflügler. Im Schiffchen liegen die Staubblätter. Wenn sich das Insekt nach dem Nektargenuss aus der Blüte über das Schiffchen zurückzieht, wird es mit Pollen beladen. 
(Eingestellt am 2. Februar 2023)

Diptam

In der Steppenanlage blüht gerade der Diptam (Dictamnus albus), der in Mittel- und Südeuropa zu Hause ist. Bei uns kommt er nur an warmen, trockenen Standorten vor. Als Zierpflanze werden im Garten auch weißblütige Formen kultiviert. Wie auch Weinraute und Citrus (alles Rutaceae) enthält Diptam reichlich ätherische Öle. Die ganze Pflanze, auch Teile der Blüte und später die Früchte, sind von Drüsen überzogen. Die reifenden Früchte geben so viel ätherisches Öl ab, dass Tröpfchen entstehen, die an sonnigen Tagen eine Brennglaswirkung haben. Dadurch kann es zur Selbstentzündung kommen. Diptam wurde deshalb gelegentlich für den brennenden Busch aus der Bibel gehalten, auch wenn er keine Dornen hat und nicht im Heiligen Land vorkommt. Vorsicht: Die ätherischen Öle enthalten phototoxische Furanocumarine, die auch in der Herkulesstaude vorkommen. Bei Berührung und Sonneneinfluss können auf der Haut schwere verbrennungsartige Symptome und Blasenbildung auftreten.
(Eingestellt am 31. Mai 2022)

Gewöhnlicher Flieder

Die gut 25 Flieder-Arten stammen aus Südost-Europa und Asien. Auf dem Balkan ist der beliebte Gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris) heimisch. Von April bis Mai erscheinen seine dichten, vielblütigen Rispen. Je nach Sorte sind die Blüten weiß, rosa, purpurrot oder eben „fliederfarben“ gefärbt. Der englische Name für Flieder ist übrigens Lilac. Betörend ist der schwere, intensive Duft des Flieders. Ihm kann man kaum widerstehen, weshalb Flieder seit dem 19. Jahrhundert bis heute ein besonders beliebter Zierstrauch für den Garten ist. Es gibt viele Flieder-Freunde; darunter auch der Komponist Sergey Rachmaninov, zu dessen Lieblingspflanzen der Flieder gehörte. Ihm widmete er sein Lied „Flieder“. 

Die einzelnen kleinen Blüten haben eine schmale Röhre, von der vier Kronblattzipfel abstehen. In Ausnahmefällen gibt es aber auch schon mal fünf Blütenzipfel. Und wenn man fünfzipfelige Blüten findet, hat man Glück, ähnlich wie beim Glücksklee.

Im Palmengarten duftet um den Monatswechsel April/Mai eine lange violette Fliederhecke neben dem Sommer-Sukkulentengarten. Sie bildet die Begrenzung zur Siesmayerstraße.
(Eingestellt am 3. Mai 2022)

Schmalblättrige Helikonie

Heliconia angusta ist ein Vertreter der Heliconiaceae, die sehr eng mit den Bananengewächsen (Musaceae) verwandt sind. Heliconia angusta stammt ausBrasilienund ist in den Tropen als Zierpflanze weit verbreitet. Bei uns gedeiht sie im Tropicarium im Bromelienhaus. Die zweizeilig angeordneten Blätter bilden mit ihren Blattscheiden wie bei den Bananengewächsen einen krautigen Scheinstamm aus. An der farblichen Gestaltung der Blütenstände kann man erkennen, dass Vögel hier als Bestäuber dienen. Als Nahrung wird in den weißen Blüten reichlich Nektar angeboten. Dieser wird am Grunde der feuerroten Hochblätter, die die Schauwirkung übernehmen, gebildet. Da diese Art in den Wintermonaten blüht, oft auch um Weihnachten, wird sie manchmal auch Weihnachts-Helikonie genannt.  
(Eingestellt am 1. Februar 2022)  


Paradiesvogelblume

Die Paradiesvogelblume (Strelitzia reginae) stammt aus den Küstenwäldern der östlichen Kap-Provinz und wird heute in großen Mengen als Schnittblume angebaut. Entdeckt und nach Europa gebracht wurde sie 1773 von dem Pflanzenjäger Francis Masson. Der Gattungsname ehrt Charlotte Sophia von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Ehefrau des britischen Königs Georg III.

Der Blütenstand erinnert an einen Vogelkopf, worauf sich der deutsche Name bezieht. Er ist von einem grünlichen Tragblatt umgeben, in dem sich Nektar ansammelt. Die äußeren orangen Kronblätter bilden eine abstehende Fahne, während die inneren blau sind und ein „Schiffchen“ bilden. Zwei der inneren Blütenblätter bilden gemeinsam ein pfeilförmiges Gebilde, in dem die 5 Staubblätter und der Griffel verborgen sind.

Durch die kontrastreiche Färbung werden nektartrinkende Vögel angelockt. Die hier abgebildete Sorte ‘Mandelas Gold‘ hat gelbe statt orangefarbige  äußere Blütenhüllblätter und wurde zu Ehren des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela benannt. Sie blüht gerade im Eingangshaus des Tropicariums (Weltkugel)
(Eingestellt am 19.1.2022)

Weihnachts-Kamelie

Kamelien sind bekannt dafür, dass sie je nach Art vom Herbst über den Winter bis zum Frühling blühen. Camellia sasanqua öffnet ihre Blüten etwa ab November und wird deshalb auch als Herbst- oder Weihnachtskamelie bezeichnet. Sie ist relativ frosthart und gedeiht bei uns auch im Freien. Die hier abgebildete Sorte ’Plantation Pink‘ zeigt ihre ersten Blüten aber gerade in unserer Gärtnerei. Hier ist unsere traditionelle Kameliensammlung untergebracht, von der dann viele Exemplare im Rahmen der jährlichen Kamelienausstellung öffentlich gezeigt werden. Es ist möglich, dass sich in Zukunft im Zuge des Klimawandels deutlich mehr Sorten und Arten der Kamelien für die Freilandkultur eignen. Immerhin hat eine vor dem Blüten- und Schmetterlingshaus ausgepflanzte Teepflanze (Camellia sinensis) dort bisher zwei Winter durchgehalten.
(Eingestellt am 21.12.2021)